Edward de Vere, 17th Earl of Oxford,
(1550-1604)
Ist er der "wahre" Shakespeare?







Oder ist es doch der Krämer und Vater
von Analphabeten: Will Shakspere?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Shakespeare, das Pseudonym des Edward de Vere

Aus dem Schulunterricht ist man gewohnt, einen gewissen Provinzkaufmann aus Stratford gleichen oder ähnlichen Namens für den Autor des Shakespeare-Werkes anzusehen. Die Orthographie spricht allerdings dafür, dass seine Zeitgenossen den Namen „Shakespeare“ für ein sprechendes Pseudonym gehalten haben: Auf 19 von 49 Ausgaben vor 1623 erscheint der Name in der Schreibung Shake-Speare. Der Speer-Schwinger ist die Göttin Athene, die für das Theater und den Krieg zuständig war. Der besagte Kaufmann andererseits wurde von ihm selbst beziehungsweise den Schreibern vor Gericht und im Pfarrhaus Shaxpere, Shakspere, Shaxbere, Shagspere, Shakspeyr, Shakspe oder ähnlich geschrieben, nie aber „Shakespeare“.
Die einheitliche Phonetik deutet dabei auf ein kurzes /a/ in der ersten Silbe hin und darauf, dass der Name nicht als ein sprechender verstanden wurde.

Nun, dies ist noch kein wesentlicher Einwand gegen den Kaufmann, besonders wenn man den orthographischen Freiheitsgeist des viktorianischen Zeitalters in Betracht zieht, der ja durch dieses Beispiel bereits demonstriert ist. Was aber gegen ihn spricht ist, dass sich in seinem Nachlass kein einziges Buch befand und sein Testament mit keinem Wort literarische Werke oder Rechte erwähnt. Ferner zeigt sein Grabmal einen Mann, der die Hände auf einen Kornsack legt. Erst über 100 Jahre nach seinem Tod wurde das auf dem Friedhof in Stratford zu sehende Grabmonument von "William Shakespeare" mit einer Feder und einem Buch errichtet. Es ist heute, nach London, die größte Touristenattraktion Englands - und so falsch wie das Grabmal sind wohl auch alle anderen Belege, die die Person des Krämers Will Shakspere aus Stratford mit dem Dichter der Shakespeare-Dramen identifizieren.

Der Streit um den "wahren" Shakespeare tobt seit über 200 Jahren, über 30 verschiedene Autoren wurden ins Spiel gebracht, der berühmteste darunter Francis Bacon. Aber erst in jüngster Zeit haben sich die Indizien so auf eine Person verdichtet, dass von einer Lösung gesprochen werden kann. Edward de Vere, 17. Earl of Oxford - Schatzkanzler von Elisabeth I. und als "Propagandaminister" zuständig für das Theater - wird schon seit den 20er Jahren als "heißer" Kandidat gehandelt. Doch erst 1992 machte sich ein Doktorand die Mühe, die persönliche Bibel des Earls zu sichten, und entdeckte erstmals die umfangreichen Unterstreichungen und handschriftlichen Randnotizen - genau an den Stellen, die als Bibelzitate in Shakespeares Werken auftauchen. Da sich ein Krämer aus der Provinz nicht die Prachtbibel eines Feudalherrschers ausleihen konnte, muss es so gewesen sein, dass der Lord-Kämmerer de Vere "Shakespeare" als Pseudonym gewählt und den Kornhändler als Strohmann genutzt hat.

Shakespeares Werk verrät eine umfassende Bildung, Kenntnis toter und lebender Sprachen, Musik und bildender Kunst, fremder Länder (insbesondere Frankreichs und Italiens), der Seefahrt, Botanik, Medizin, Juristerei und ihrer Fachbegriffe und diverser Sportarten (die, wie das Kegeln und die Falkenjagd, den Adligen vorbehalten waren). Der Dichter hat den Wortschatz der englischen Sprache wesentlich erweitert, etwa 3.200 Wörter erscheinen bei Shakespeare zum ersten Mal. Dem Kaufmann aus Stratford aber vermag die Phantasie der Biographen nur mühsam eine rudimentäre Volksschulbildung zu verschaffen. Sein Vater war Analphabet. Erstaunlicher noch: Auch seine Kinder waren Analphabeten. Überhaupt hat der Mann aus Stratford nichts Überdurchschnittliches an sich.

Shakespeares kompromisslos aristokratische Weltsicht ist nur schwer mit einem bürgerlichen Autor in Einklang zu bringen. Shakespeares Anteilnahme gilt immer dem Hochadel. Das „einfache“ Volk dient dem Erzeugen von Heiterkeit, es hat sprechende Namen, Mistress Quickly und Justice Shallow. Bei einem typischen bürgerlichen Autor der Epoche, Ben Johnson, gilt das Gegenteil: die Bürger sind genau beobachtet, natürliche Charaktere, die Adeligen hingegen Karikaturen. Sie heißen Sir Amorous La -Foole, Sir Epicure Mammon, Sir Diaphanous Silkworm.

Der englische Schullehrer Thomas Looney, unternahm Anfang des 20. Jahrhunderts den Versuch, unter der englischen Hocharistokratie nach der viktorianischen Pallas Athene zu suchen. Er stieß auf Edmund de Vere, 17ter Graf von Oxford: „Trotz seines gewalttätigen und störrischen Wesens, seines exzentrischen Geschmacks, was Kleidung anlangte, und der ruchlosen Verschwendung seines Vermögens bewies Oxford einen untrüglichen Geschmack für Musik und schrieb Verse von großer lyrischer Schönheit. [...] Puttenham und Meres hielten ihn für den besten Komödienschreiber seiner Zeit; doch obwohl er ein Mäzen des Theaters war, haben keine Beispiele für seine dramatische Produktion überlebt.“ Wie es den Anschein hatte, stellte dieser begabte Dichter seine literarische Tätigkeit ausgerechnet um 1585 ein, als William Shakespeare allem Vermuten nach zu dichten begonnen haben muss. Shakespeares literarische Produktion endet mit de Veres Tod, während Shakspere aus Stratford noch einige erklärungsbedürftige Jahre weiterlebte. Weitere Nachforschung ergab, dass alles, was über den Earl in Erfahrung zu bringen war, bis in nebensächliche Details, auf die eine oder andere Weise seinen Widerhall in Shakespeares Texten findet.

Entspringt die Oxford-Hypothese dem „antibürgerlichen Snobismus des Intellektuellen“, wie die „Stratfordians“ behaupten – oder ist, nach Henry James, „der göttliche William der größte und erfolgreichste Betrug [...], der je an einer geduldigen Welt begangen wurde“? Jedenfalls macht es mehr Spaß, das Shakespeare-Werk als Hinterlassenschaft eines überzeugten – und überaus arroganten – Aristokraten zu lesen, als darin das Werk eines bürgerlichen „geborenen Höflings“ zu sehen, d.h. eines geborenen Heuchlers.

Quellen:
Walter Klier: Das Shakespeare- Komplott
Mathias Bröckers: http://www.hanfmedien.com/hanf/archiv/artikel/1781/

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