Die Geschichte vom LOUSBERG oder Wie der LOUSBERG entstanden ist

Dass eine einfache, alte Frau der Stadt Aachen das Lehen gerettet hat, das hätte sich bei all diesen Geschichten wohl niemand träumen lassen. Das war nämlich so: Als der Teufel so wütend aus dem Münster hinausgedonnert war, weil man ihn doch mit der Wolfsseele betrogen hatte, trug ihn der Wind direkt zum Meer hin, wo er sich erstmal nieder setzte und sich und seine Gedanken zusammenrappelte. Aber er konnte sich einfach nicht einkriegen, so wurmte ihn die ganze Sache, und er beschloß, die ganze Stadt Aachen ein für allemal zu vernichten. Er guckte sich um, sah den vielen Sand am Meer und dachte, daß es wohl das Beste wäre, ganz Aachen einfach damit zuzuschütten. Also packte er einen riesigen Sack voll mit dem schönen Meeressand, nahm ihn auf die Schultern und auf ging's wieder in Richtung Aachen, wo gerade der Dom mit großem Jubel und Hallo eingeweiht wurde. Niemand ahnte dort die Gefahr, die auf die Stadt zukam. Nun wollte der riesige Sandsack auf den Schultern des Teufels aber nicht so richtig liegenbleiben und rutschte bei den schnellen Schritten immer hin und her, baumelte ihm vor den Augen rum, versperrte ihm die Sicht und wurde auch, weil der Tag immer heißer wurde, schrecklich schwer. Ein Sturm kurz vor dem Aachener Tal blies ihm zu allem Übel noch Staub und Dreck ins Gesicht. Schwitzend und müde konnte er sich gerade noch bis in die Soers schleppen. Da begegnete ihm eine alte, ärmlich gekleidete Frau, und weil er sich nicht mehr so recht auskannte, fragte er sie einfach nach dem Weg. "Wie weit hab' ich denn noch bis Aachen?", erkundigte sich der stöhnende Sackschlepper. Die Frau aber hatte diesen merkwürdigen Kerl schon mal gesehen, wie er beim Dombau mitgearbeitet hatte, erkannte, daß es der Teufel sein mußte und ahnte, daß er Böses im Sinn hatte. "Oh je", sagte sie nun ganz listig, "da seid ihr ja ganz vom Weg abgekommen, lieber Herr! Schaut mal meine Schuhe an, die habe ich in Aachen angezogen und jetzt sind sie schon völlig durchgelatscht. Auch mein Mittagsbrot ist schon steinhart! So weit bin ich schon gelaufen!" Die arme Frau trifft den Teufel mit dem Sandsack. Als der Teufel hörte, daß es noch so weit wäre, und er noch so lange schleppen müßte, wurde ihm die ganze Sache zu blöd. ",Ich werde mich schon noch rächen!" schrie er, und mit fürchterlichem Fluchen schmiss er seinen Riesensack auf die Erde, der in drei Teile aufplatzte. So wütend hat man den Teufel nie mehr wieder gesehen, wie er da feuerspuckend und schreiend davontobte. So wurde Aachen durch die List einer alten Frau vor einem großen Unglück bewahrt. Sie war "lous", sagen die Leute im Dialekt noch heute, das heißt: schlau. Die drei Teile des großen Sandsacks liegen aber heute noch immer da: Der größere ist der Lousberg, die beiden kleineren sind der Salvator- und der Wingertsberg. Ein Denkmal hat die arme Frau, die Aachen gerettet hat, nicht bekommen. Nur ab und zu erzählt man sich noch die Geschichte vom Lousberg. Schau dir das Münster, die Wolfsthüre, die Standbilder davor, den Teufelsdaumen und auch den Lousberg ruhig an, damit du sagen kannst, daß du in Aachen warst.

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